Was geschah am: 29. Oktober

Am 29. Oktober 1445 kam es zur Seeschlacht bei Männedorf. Das Verwunderliche ist jedoch, das wir mitten in den Alpen sind. 


Wegen dem Zürichsee gab es regelmäßig kleine Gefechte zwischen den Zürchern und Schwyzern auf dem Wasser. Zwar ist keiner dieser Schlachten kriegsentscheidend, doch es ist eine Seltenheit, dass mitten in den Alpen auf dem Wasser gekämpft wird. Die Seeschlacht bei Männedorf ist dabei sogar die größte Seeschlacht auf dem Zürichsee. Es kämpften 12 Zürcher Schiffe gegen 20 Schwyzer, wobei die Zürcher die Schlacht gewonnen hatten. 

Doch wieso kämpften die Zürcher gegen die Schwyzer? Und gewannen die Zürcher den Krieg, wie sie die Seeschlachten gewonnen hatten? Wie endete der 11-jährige Krieg? Doch um diese Fragen beantworten zu können, müssen wir die Zeit um knapp 26 Jahre zurückdrehen.

Vorgeschichte

Rudolf Stüssi war zwischen 1430 und 1443 Bürgermeister der Stadt Zürich. Während dieser Amtszeit verfolgte die Stadt eine expansionistische Politik. Da nach der Eroberung des Aargaus im Jahr 1415 die Expansion im Westen für abgeschlossen erklärt wurde, richtet sich der Blick des Bürgermeisters nach Osten. Dort möchte man den Zugang zu den Alpen beherrschen, dementsprechend groß war das Interesse an den Gebieten des Grafen von Toggenburg Friedrich VII.. Zürich wurde als Stadt immer mächtiger. 1424 verpfändete Herzog Friedrich IV. von Tirol die Grafschaft Kyburg an die Stadt Zürich. Man unterzeichnete auch Burgrechte mit dem Grafen von Toggenburg. Doch der Macht Zuwachs hört da nicht auf, 1433 wird Zürich zu einer kaiserlichen Reichsstadt erklärt. In Rom nimmt der Bürgermeister die Urkunde höchstpersönlich an und wird sogar vom neuen Kaiser Sigismund zum Ritter geschlagen. Hinzu kommt, dass der Toggenburger Graf Friedrich VII. im selben Jahr seine Frau Elisabeth von Matsch zur Alleinerbin ernennt und die Burgschaft der Stadt Zürich bestätigt. Alles läuft nach Plan, wenn Friedrich VII. von Toggenburg stirbt, fallen seine Gebiete unter die Herrschaft der Stadt Zürich.

Doch als Graf Friedrich VII. von Toggenburg am 30. April 1436 stirbt, gibt es ein großes Problem. Friedrich verfasste kein Testament und machte im Laufe seines Lebens verschiedene, gar widersprüchliche Aussagen, an wen sein Gebiet nun fällt. Denn nicht nur die Stadt Zürich erhob Ansprüche auf dieses Gebiet, sondern auch das Land Schwyz. Beide Konfliktpartner machten die exakt gleiche Aussage, "das Gebiet gehört mir, da Friedrich im Burg- und Landrecht mit mir verknüpft war." 

Der Alte Zürichkrieg

Der Schwyzer Landamman Ital Reding der Ältere besetzt kurzerhand die Gebiete, die im der Graf 1428 zugesichert hatte. Zusätzlich verbündete man sich mit diesen Gebieten. Ein eidgenössisches Schiedsgericht entschied am 9. März in Luzern, dass die Schwyz sich aus dem Gebiet zurückziehen und der Alleinerbin überlassen soll. Diese Alleinerbin überlies die Aufteilung des Gebietes ihrem Bruder und Vetter Ulrich von Matsch. Sie machte zwar die Regel, dass das Gebiet Fair aufgeteilt werden soll, doch mit der Vermittlung des Schwyzers Landammans gingen die Gebiete nicht an Zürich, sondern wurden unter kleineren Adelsherrschaften unter Schwyzer Flagge aufgeteilt. Zürich versuchte vehement dagegen zu klagen und diese Aufteilung aufzuhalten, doch ein weiteres eidgenössischen Schiedsgericht entschied, dass diese Aufteilung im Sinne der Alleinerbin sind und dementsprechend nichts entgegenzuwirken ist. Zürich reagierte 1438 damit, dass sie eine Kornsperre gegen die Schwyz und Glarus verhängten. Durch die Hungersnot im selben Jahr waren die Auswirkungen der Sperre enorm. Trotz der Proteste des Kaisers und eines Angebots der Schwyz ein erneutes Schiedsgericht abzuhalten, blieben die Zürcher hart in ihrer Entscheidung.

Zur ersten Kampfhandlung kam es im Mai 1439, beim Gefecht von Etzel werden die Zürcher Truppen von den Schwyzern besiegt und zurückgedrängt. Daraufhin kam es zu einem einjährigen Waffenstillstand, der jedoch im Herbst 1440 erneut gebrochen wird. Diesmal stehen den Zürchern die Eidgenossen gegenüber. Die Zürcher verließen kampflos das Feld, wodurch Schwyz Teile der Zürcher Landschaft erobert und geplündert hat.


Im sogenannten Kilchberger Frieden musste Zürich die Höfe Pfäffikon, Wollerau und Hurden an die Schwyz abtreten sowie die Kornsperre auflösen. Auf Druck der Eidgenossen musste Schwyz die Zürcher Landschaft zurückgeben. Der Kilchberger Frieden wurde am 1. Dezember 1440 verbrieft. 

Doch für die Zürcher war der Krieg noch lange nicht vorbei. Rudolf Stüssi verhandelte mit großen Anstrengungen mit dem deutschen König aus der Dynastie der Habsburger. Offiziell war Zürich mit Habsburg seit 1437 im Krieg, doch 1442 haben sich beide Seiten geeinigt. Zürich muss die Grafschaft Kyburg an Habsburg abgeben, dafür verbündet sich der König mit den Zürchern. Der Preis ist hoch, das Bündnis ist stark. Am 17.06.1442 wurde das Bündnis offiziell. Ein Jahr später kommt der König Zürich besuchen, wobei im Mai 1443 der Krieg wieder ausbrach. Doch entgegen der Erwartungen, erfuhr die zürcher-habsburgische Koalition eine Niederlage nach der anderen, hinzu kommt das der Zürcher Bürgermeister Rudolf Stüssi, während der vernichtenden Niederlage bei der Schlacht bei St. Jakob an der Sihl, gestorben ist. 


Trotz der Schlachtsiege konnten die Eidgenossen keine der Gebiete einnehmen. Diese Pattsituation führte zum Waffenstillstand vom August 1443. Der Frieden von Rapperswill, der auch als elender Frieden bekannt ist, hielt jedoch nicht lange. Die Friedensverhandlungen sind in Baden gescheitert, da man sich nicht auf den Inhalt des Friedens einigen konnten. Nach dem Ende des Waffenstillstandes ging der Krieg deswegen im April 1444 weiter. 

Am 28. April endet die Belagerung von Greifensee. Von den 62 überlebenden Bauernsoldaten wurden beinahe alle in der Blutnacht von Greifensee hingerichtet.


Alles scheint wieder so zu enden wie ein Jahr zuvor, in dieser verzweifelten Situation bat König Friedrich III. den französischen König Karl VII. um Hilfe. Zu dieser Zeit hatten die Franzosen gerade einen Waffenstillstand mit den Engländern im hundertjährigen Krieg unterzeichnet. Karl VII. schickt knapp 20.000 Mann unter der Führung von Bernard VII. d’Armagnac in die Schweiz. Am 26. August 1444 wurde die 1500 Mann starke Armee der Eidgenossen vernichtend geschlagen, doch durch den Widerstand dieser 1500 Soldaten verlor die französische Armee bis zu 4000 Mann. Entgegen aller Erwartungen brachen die Franzosen die Belagerung von Basel ab und unterzeichneten einen Friedens- und Freundschaftsvertrag mit den Eidgenossen. 

Am 30. August 1444 erklärte Friedrich III. den Reichskrieg gegen die Eidgenossen und übergab das Kommando an seinen Bruder Albrecht VI.. Gemeinsam mit anderen schwäbischen Rittern und Grafen gingen die Habsburger in die Offensive. Man konnte zwar die Eidgenossen im Kampf besiegen, doch die erhoffte Wende im Krieg gab es nicht. Die Kriegsparteien waren zu Kriegsmüde, um weiter zu kämpfen. Am 12. Juni 1446 wurden die Kämpfe eingestellt. Es dauerte jedoch weitere vier Jahre, bis der Friedensvertrag endgültig stand. In einem eidgenossenen Schiedsverfahren wurde die Kriegsschuld der Stadt Zürich übertragen, da diese vor dem Beginn des Krieges das Schiedsgericht ablehnten. Zwar muss Zürich keine Kriegsentschädigung bezahlen, doch dafür müssen sie ihr Bündnis mit Friedrich III. auflösen und den Frieden von Kilchberg akzeptieren.

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