Der 1. März war nicht nur der ursprüngliche Jahresanfang im alten Rom, sondern ist auch der meteorologische Frühlingsanfang. Doch der 1. März ist mehr als das. Er ist auch ein Tag an dem wichtige historische Ereignisse stattgefunden haben. Sei es nun politisch, Wirtschaftlich oder gar kultureller Natur.
1. März 1420 zum Beispiel ruft Papst Martin V. zum Kreuzzug gegen die Hussiten auf, wodurch es zu den Hussitenkriegen kam.
Schlacht der Hussiten und Kreuzfahrer, Jena Code, 15. Jahrhundert |
Doch wer sind die Hussiten und was wollten Sie?
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Jan Hus |
Der Name der Hussiten leitet sich vom Böhmischen Theologen Jan Hus (1370-1415) ab. Dieser prangerte den Reichtum der römisch-katholischen Kirche an, sowie die Sittenlosigkeit und den Ablasshandel. Er sah als einzigste Quelle, die Bibel an, weshalb er den Papst als Führer der Christenheit nicht anerkannte. Jan Hus war damit Vorläufer des Martin Luthers.
Jan Hus reiste zum Konstanzer Konzil und weigerte sich seine Lehren zu Widerrufen. Worauf hin er am 6. Juli 1415 zusammen mit seinen Lehren auf dem Scheiterhaufen brannte.
In seiner Heimat Böhmen wollte man den Schuldspruch nicht anerkennen und die einfachen Bürger sowie die Böhmischen Adeligen protestierten gegen den Schuldspruch. Es entstand eine Freiheitsbewegung die die Ziele von Jan Hus durchsetzen wollten. Dabei entstanden mehrere Gruppierungen, die einen waren Radikaler als die anderen.
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Meister Jan Hus auf dem Konzil von Konstanz, 1883 von Václav Brožík |
Die Kalixtiner (vom lateinischen calix, der Kelch), auch Ultraquisten genannt waren eine gemäßigte Gruppe der Hussiten, denen vor allem Adelige und das Bürgertum angehörten. Dann gab es noch die Taboriten (benannt nach dem Ort bzw. den Berg Tabor) und Orebiten (benannt nach dem Berg Oreb), diese waren besonders militant und radikal. Die Taboriten waren in Südböhmen aktiv, die Orebiten in Ostböhmen
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Wenzel IV. König von Böhmen |
Wenzel IV. König von Böhmen und bis 1400 römisch-deutscher König, war gegen die Hussiten Bewegung und wollte diese eindämmen. Er schloss Hussitische Anhänger von Kirchen- und Staatsämtern aus. Dies führte erneut zu einem Aufstand, bei dem am 30. Juli 1419 Hussiten das Neustädter Rathaus in Prag stürmten und den Bürgermeister, zwei Ratsherren, den Stellvertreter des Richters, fünf Gemeindeältere und einen Knecht aus dem Fenster warfen und von wütenden Hussiten mit Hiebwaffen getötet wurden. Diese Aktion versetzte König Wenzel in solche Wut und Angst, dass er einen Schlaganfall erlitt und an dessen Folgen am 16. August 1419 starb.
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Prager Fenstersturz von Adolf Liebscher (1857–1919) |
Wenzels Bruder, Sigismund König von Ungarn und Kroatien sowie römisch-deutscher König (später auch römisch-deutscher Kaiser) sollte Böhmischer König werden (zu dem Zeitpunkt dann, Sigismund König von Ungarn, Kroatien und Böhmen sowie römisch-deutscher König), doch die Hussiten und der böhmische Adel lehnten ihn ab, da sie im Geileitsbruch vorwarfen (Sigismund versprach Jan Hus sicheres Geleit, während seines Aufenthalt in Konstanz zu) und somit ihn für den Tod von Jan Hus verantwortlich machten.
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"Sigismund (1369–1437)" von Antonio Pisanello (1395-1455) |
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Hussitische Wagenburg aus dem 15. Jahrhundert |
Es kam zu ersten Gefechten zwischen Hussiten und Kaiserlichen Einsatztruppen, die die Hussiten für sich entscheiden konnten. So zum Beispiel bei der Schlacht bei Nekmíř, wo zum ersten mal die Defensivformation der Wagenburg eingesetzt wurde.
Am 1. März 1420 erließ Papst Martin V. die Kreuzzugsbulle die aus den Aufstanden einen Krieg machten. Doch es braucht 5 Kreuzzüge gegen die Hussiten bis es zum Frieden kommt.
Im Juli 1420 einigten sich die Hussiten Gruppen auf ein Gemeinsames Programm, dass zugleich auch die Bedingungen für den Frieden mit Sigismund waren.
Die Vier Prager Artikel beinhalten:
1. Die Freiheit für die Predigt
2. Die Freiheit für den Kelch
3. Die Freiheit von säkularer Kirchenherrschaft
4. Die Freiheit von ungerechter weltlicher Herrschaft
Die Hussitenkriege
Die Ersten drei Kreuzzüge (1420, 1421, 1422) gegen die Hussiten scheiterten Kläglich. Die militärischen Siege der Kreuzzugstruppen hatten für den Verlauf des Krieges keinen Einfluss. Die überlegenen Hussiteneinheiten behielten die Oberhand und gewannen an Ruhm und Macht. Vor allem der General der radikalen Gruppen Jan Žižka wurde berühmt.
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Jan Žižka und Priester Václav Koranda der Ältere beim Treffen in Vítkov, Josef Mathauser |
Doch Böhmen hat keinen König. Die Koalition der Hussiten entscheidet sich die Krone an Vytautas (Witold) den Großen zu geben. Vytautas akzeptierte die Krone unter der Bedingung das die Hussiten sich wieder mit der Katholischen Kirche vereinen. Gemeinsam mit Sigismund Korybut reiste Vytautas nach Böhmen, scheiterte jedoch bei seinem Unterfangen.
Beim Frieden von Melnosee, der den Gollub Krieg zwischen Polen-Litauen und dem Deutschen Orden beendete, wurde beschlossen das, Sigismund König von Ungarn und Kroatien sowie römisch-deutscher König seine Unterstützung des Deutschen Ordens beendet, wenn Vytautas Großfürst von Litauen seine Intervention in Böhmen beendet und die Hussiten nicht mehr Unterstützt.
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Porträt des Großfürsten Vytautas der Große |
Gesagt getan. Vytautas der Große Großfürst von Litauen verlässt Böhmen, wodurch bei den Hussiten ein interner Konflikt entsteht. Hinzu kommt noch das die gemäßigten Kalixtiner sich von der Grausamkeit der Taboriten entzürnten und sich endgültig von den Taboriten trennten. Durch diese Trennung kann es auch zu einen Bürgerkrieg zwischen Kalixtiner und Taboriten. In der Schlacht bei Horschitz besiegten die Taboriten die Kalixtiner, wodurch die radikalen die Oberhand bei den Hussiten gewannen. Nach einer Zeit der Annäherung der Hussitischen Gruppen entfachte der Konflikt erneut nachdem die Friedensverhandlungen der Kalixtiner mit Sigismund scheiterten. In der Schlacht bei Maleschau gewannen erneut die radikalen Kräfte der Hussiten gegen die Kalixtiner (die sich seit den internen Konflikten auch Prager nannten). Die Prager wechselten daraufhin die Seiten und kämpften gemeinsam mit Sigismund gegen die radikalen Hussiten. Bei der Belagerung der Burg Pribislau starb Jan Žižka am 11. Oktober 1424 an einer Seuche. Andreas Prokop (genannt der Große) übernahm die Führung der Hussiten.
Nachdem die Böhmischen Ressourcen durch den Krieg ausgelaugt waren, mussten die Hussiten ihre Raubzüge ausweiten. Es kam zum Vierten Kreuzzug gegen die Hussiten, der wie die drei davor scheiterte. Die schwere Niederlage verkleinerte das Kontingent der Kreuzzugstruppen, damit neue Truppen ausgehoben werden konnten, beschloss der römisch-deutsche König Sigismund im Reichstag von Frankfurt eine neue Steuer, den Hussitenpfennig. Während die katholische Allianz neue Truppen aushoben, zogen die Hussiten durch die Region und raubten (Brandschatzten) Städte und Gebiete in Schlesien, Brandenburg, Oberpfalz, Oberfranken sowie Teile von Ungarn und der Slowakei.
Auch der fünfte Kreuzzug gegen die Hussiten ging nicht gut für die Kreuzzügler aus. Die Schlacht bei Taus (auch Schlacht von Domažlice genannt) galt im katholischen Europa als eine große Blamage. Knapp 130.000 Kreuzritter standen am 14. August 1431 ca. 55.000 Hussiten gegenüber. Die Schlacht endete mit einem Gemetzel bei dem der Kardinal und Heerführer der Kreuzritter Giuliano Cesarini nur knapp als einfacher Soldat verkleidet entkam. Sein Gewand, seine Ausrüstung und die päpstliche Bulle die den fünften Kreuzzug einleitete kam in die Hände der Hussiten. Auch heißt es das ein Großteil der Kreuzritter noch vor dem Kampf floh, als sie den Kampfgesang der angreifenden Hussiten hörten („Ktoz jsu bozi bojovnici“ („Die da Gottes Kämpfer sind“)). Der Ausgang der Schlacht war ausschlaggebend dafür das Papst Martin V. auf dem Konzil von Basel Verhandlungen mit der Reformbewegung der Hussiten anstrebte.
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Kardinal Cesarini auf dem Rückzug aus der Schlacht bei Taus |
Papst Martin V. starb am 20. Februar 1431 an einem Schlaganfall. Sein Nachfolger Eugen IV. krönte Sigismund König von Ungarn und Kroatien sowie römisch-deutscher König endgültig am 31. Mai 1433 zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.
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Papst Martin V. (Kopie eines Gemäldes von Pisanello) |
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Eugen IV. (Porträt des Manieristen Cristofano dell'Altissimo) |
Am 30. November 1433 einigte man sich auf die Prager Kompaktaten.
Hiernach durfte:
1. das kirchliche Abendmahl jedem, der es wollte, gereicht werden.
2. die Bestrafung von Sünden nur durch den zuständigen Richter nach der Bibel, keinesfalls durch Anordnungen von Privatpersonen geschehen.
3. das Wort Gottes frei verkündet werden, jedoch nur von der Kirche bestellte Priester.
4. die Kirche sowie ihre Geistlichen (ausgenommen Mönche) Kirchengut besitzen.
Die Kalixtiner unterschrieben die Prager Kompaktaten, sowie auch der böhmische Landtag. Nur die radikalen Taboriten waren dagegen, da nach ihrer Meinung die Eingeständnisse nicht weit genug gingen. Die Taboriten verlangten hinzu noch die Gütergemeinschaft, die Abschaffung kirchlicher Gebräuche und Institutionen, sowie die Schaffung eines Reich Gottes.
Das Ende der Hussitenkriege
Es kam zur alles entscheidenen Schlacht, der den Ausgang der Hussitenkriege maßgeblich beeinflusste. Die Kalixtiner, gemeinsam mit den Katholiken auf der einen Seite und die Taboriten gemeinsam mit den Orebiten (genannt die Waisen) auf der anderen.
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Schlacht bei Lipan |
Die gemäßigten Kalixtiner gewannen die Schlacht bei Lipan mit einer raffinierten List. Diviš Bořek z Miletínka (Diwisch Borek von Miletin) versteckte seine Kavallerie in der nähe von der Wagenburg. Bei Schlachtbeginn näherte er sich mit seiner eigenen Wagenburg den Gegner und eröffnete das Feuer. Nach einiger Zeit täuschten die Kalixtiner Verwirrung vor und die Wagenburg brach auseinander. Es entstand ein ungeordneter Rückzug (der völlig gewollt war). Jan Čapek ze Sán (Jan Čapek aus Saan) sah die Gunst der Stunde um die Schlacht zu gewinnen und öffnete seine Wagenburg und griff an. Als Jan Čapek ze Sán mit seinen Einheiten die fliehenden Truppen der Kalixtiner verfolgten, griff Diviš Bořek z Miletínka mit seinen versteckten Reitern die offenen Wagenburg an und eroberte sie gemeinsam mit den zurückkommenden Infanteristen. Jan Čapek ze Sán konnte die Wagenburg nicht mehr zurückerobern. Ein Grundsatz der Hussitischen Kampftaktik lauter: "Wenn die Wagenburg fällt, ist die Schlacht verloren". Jan Čapek ze Sán floh mit seinen Truppen in die Stadt Kolín (Kolin, Köln, Cölln) und rettete damit einen Teil seines Heeres das Leben.
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Schlacht bei Lipan |
Denn die Schlacht wandelte sich in ein Massaker um, wo der Großteil der Gefangenen getötet wurde. Und der Kern der Taboriten ausgelöscht wurde. Von der 12.000 Mann großen Armee der Taboriten wurden etwas 900 in Scheunen verbrannt und 1.300 fielen in der Schlacht. Der Rest floh, wechselte die Seiten oder meldeten sich als Söldner bei anderen Armeen.
Die Schlacht bei Lipan vom 30. Mai 1434 besiegelte das Ende der Hussitenkriege. Die Hussitenkriege gingen 15 Jahre lang, vom 30. Juli 1419 (Prager Fenstersturz) bis zum 30. Mai 1434 (Schlacht bei Lipan) innerhalb der Hussitenkriege gab es fünf Kreuzzüge gegen die Hussiten und mehrere Konflikte innerhalb der verschiedenen Hussitengruppen. Böhmen war nach dem Ende der Hussitenkriege vollständig verwüstet. Es wird mehrere Generationen dauern die wirtschaftliche Stärke wieder herzustellen.
Am 5. Juli 1436 wurde der nun Kaiser Sigismund vom Heiligen Römischen Reich sowie König von Ungarn und Kroatien, endgültig als König von Böhmen anerkannt.
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