Was geschah am: 7. August

Am 24. November 1494 ruft König Maximilian I. seine Reichsfürsten zum Reichstag zu Worms, welcher am 2. Februar 1495 beginnen soll. Schwerpunkt des Reichstages sollten eigentlich außenpolitische Probleme sein, wie die Türkenkriege sowie die Italienischen Kriege, doch die Fürsten hatten andere Schwerpunkte im Sinne; und zwar die Reichsreformen.

Doch welche Reformen wurden geschlossen?

Vorgeschichte

Während in vielen Königreichen wie zum Beispiel Frankreich, England und Russland die Souveränitätsrechte in einer Hand gebündelt worden sind (zentralisiert), war "Deutschland" föderalistisch aufgebaut. Das Steuerrecht, die Hochgerichtsbarkeit, das Münzrecht, das Befestigungsrecht und viele weiterer Rechte waren im Besitz der Reichsfürsten und nicht des Königs/Kaisers. 

Die Statuten Friedrichs II. (1231), das Interregnum von 1250 bis 1273 sowie die Goldene Bulle Karls IV. (1356) führte dazu, dass die Reichsfürsten eine immense Macht besaßen, dass der Kaiser nur so viel Macht besitzt wie er als Reichsfürst besitzen würde. Um außenpolitisch aktiv werden zu können, müsste der Kaiser alle Reichsfürsten überzeugen und bei über 294 souveränen Staaten ist das ein Kraftakt, welches unmöglich ist durchzusetzen. 

Deswegen war eine Reichsreform dringend notwendig. Doch bei knapp 300 verschiedenen Einzelinteressen ist dies ein Prozess von langer Dauer. 

Reichstag zu Worms

Als König Maximilian I. zum Reichstag geladen hatte, plante er nicht über Reformen im Vordergrund zu reden. Sein anliegen war eigentlich der französische Italienfeldzug, weswegen er nur zwei Wochen für den Reichstag einplante. Doch er wurde länger als das.
Albrecht Dürer artist QS:P170,Q5580
Details of artist on Google Art Project, Albrecht Dürer - Portrait of Maximilian I - Google Art Project, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons


Der König verspätete sich und kam erst am 18. März in Worms an. Von da an wollte er direkt loslegen und weißt die Reichsfürsten auf die Gefahren in Italien hin, er verlangt eilende Hilfe gegen die Franzosen. Doch die Reichsfürsten lehnen ab jetzt darüber zu entscheiden, da noch nicht alle Adelige und Botschafter in Worms angekommen sind. Die Fürsten verlangten das man die Außenpolitik vertagt, bis alle da sind und das man zwischenzeitlich über Innenpolitik reden sollte.

Erst am 7. April waren alle da, obwohl von den knapp 300 Fürsten nur die hälfte zum Reichstag erschienen sind. Doch es konnte immer noch nichts beschlossen werden, da sich die Reichsfürsten erstmal ohne die Anwesenheit Königs bereden müssen. Währenddessen verschlechterte sich die Lage in Italien, Maximilian drängte die Fürsten immer weiter zu handeln, doch die wollten von einer finanziellen Unterstützung nichts hören, solange keine Reformen eingeleitet wurden. 

Doch warum schaute Maximilian so besorgt nach Italien? Maximilian I. war durch Heirat mit Mailand verbündet, hinzu kommt das Frankreich in Richtung Rom marschiert und die Krönung Maximilian I. zum Kaiser auf Dauer verhindern könnten nicht zu vergessen das ein Teil Italiens zum Reich gehört und dadurch das Reich destabilisiert werden kann.

Am 27. April zeigte sich Maximilian I. bereit über die Reformen zu sprechen. Trotzdem versuchte der König zwischendurch Italien nochmal zu thematisieren und erzählt von Schreckensgeschichten, die dort angeblich passieren würden. Doch die Reichsfürsten ließen nicht ab. Maximilian sprach von Erpressung, wobei am 1. Juni die Reichsfürsten 100.000 Gulden eilende Hilfe versprachen. Man einigte sich auch in Grundzügen über die Reformen, nur über das Reichsregiment konnte man sich nicht einigen.

Vom 22. Juni bis zum 7. August wurde über das Reichsregiment diskutiert. Der außenpolitische Druck wurde geringer, da sich die Franzosen aus Italien zurückzogen. In der letzten Phase des Reichstages war der Mainzer Kurfürst und Erzkanzler Berthold von Henneberg eine wichtige Persönlichkeit, da dieser zwischen den Reichsfürsten und dem König vermittelte. 

Reichsreformen

Nicht alle Reformen des Reichstages konnten sich über Zeit durchsetzen, da der Kaiser und die Reichsfürsten zwei Grundsätzlich verschiedene Interessen in den Reformen hatten. Der Kaiser wollte die Macht des Kaisers ausbauen und die Rechte der Fürsten beschränken. Die Fürsten wollen ihre Macht ausbauen und den Machtausbau des Kaisers verhindern. Es gab trotzdem Reformen die sich durchsetzten. 

    Ewiger Landfriede

§ 1 Niemand, gleich welcher gesellschaftlicher Stellung, darf jemand anderen bekriegen oder sonstiges Leid zufügen.
§ 2 Alle bestehenden Fehden werden aufgehoben.
§ 3 Jeder, der dieses Verbot bricht, wird, gleich welchen Standes, mit der Reichsacht belegt.
§ 4 Jeder ist verpflichtet, einen des Friedbruches Verdächtigen zu stellen oder zu melden.
§ 5 Wer gegen § 4 verstößt, verliert selber jegliche Vorrechte.
§ 6 Kammerrichter und Reichstag unterstützen die durch Fehden Geschädigten.
§ 7 Reisige Knechte sollen als gefährliche Elemente nirgends geduldet werden.
§ 8 Verbrecher gegen die geistlichen Gesetze sollen wie Verbrecher gegen das weltliche Gesetz bestraft werden.
§ 9 Dieser Landfriede soll durch spätere Gesetze nicht außer Kraft gesetzt werden können.
§ 10 Wer nicht zum Wohle des Friedens beiträgt, verliert all seine Privilegien und Rechte.
§ 11 Niemand darf diesen Frieden aufgrund irgendeines Privilegs, seines Standes oder aus irgendeinem anderen Grund missachten.
§ 12 Dieser Friede soll keine anderen, bereits bestehenden Gesetze aufheben.

Diese Reform hat die Zeit nicht überlebt, erhielt jedoch eine Renaissance mit der Erschaffung der Modernen Staatstheorien. 

    Gemeiner Pfennig

Der Gemeine Pfennig ist eine Reichssteuer für den Kaiser um ihn bei seinen Kriegen finanziell zu unterstützen. Diese Reform scheiterte, da die Eintreibung der Steuer schwieriger war als Gedacht. Erst 1548 konnte sich der Gemeinde Pfennig, jedoch mit anderen Namen und Zweck durchsetzen, da seit 1543 zur Steuereintreibung eine neue Infrastruktur erschaffen wurde.

    Reichskammergericht

Das Reichskammergericht war neben dem Reichshofrat das oberste Gericht im Heiligen Römischen Reich, dabei waren die Aufgaben des Gerichtes Streite zu schlichten, da der Ewige Landfriede galt, wollte man Streitigkeiten, die ansonsten im Krieg endeten, vor Gericht lösen. Das Reichskammergericht existierte bis 1806.
anonym, Audienz Reichskammergericht, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

    Reichsregiment

Das Reichsregiment ist im Grunde die Regierung des Heiligen Römischen Reiches. Diese Reform scheiterte jedoch zwei mal. Da man sich nicht einigen konnte, wer die Macht in der Regierung besitzt. Der Kaiser sollte ursprünglich nur den Ehrenvorsitz haben, der Kaiser wollte dies jedoch nicht akzeptieren. Beim zweiten Reichsregiment sollten die Fürsten, die im Reichsregiment sind den Kaiser nur beraten, was die Fürsten jedoch nicht wollten. 

    Reichskreise

Im Heiligen Römischen Reich wurde das Territorium in Zehn Reichskreise eingeteilt, dadurch sollte die Verwaltung des Reiches vereinfacht werden. Diese Reform überdauerte auch die Zeit. 

    Reichstag

Der Reichstag zu Worms wird rückwirkend als Reichstag bezeichnet, da dort beschlossen wurde das die Reichsfürsten sich regelmäßig treffen sollten und organisiert Politik betrieben sollen.

Für die politische Entwicklung Deutschlands sind diese Reformen von großer Bedeutung, da viele Begrifflichkeiten und Prinzipien entwickelt wurden, die wir heute noch verwenden. Die Art und Weise wie unser Föderalistischer Staat aufgebaut ist und die bestimmte Instanzen heute noch heißen wurden, bei diesen Reformen beschlossen. 


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