Was geschah am: 22. Juli

In der historischen französischen Provinz Languedoc wütete von Juli 1209 bis zum April 1229 ein erbitterter Kreuzzug gegen die Katharer. Dabei kam es am 22. Juli 1209 zu einem Massaker in der französischen Stadt Béziers, wobei alle 20.000 Einwohner getötet worden sind, egal ob sie zum katholischen oder katharischen Glauben angehörten. 

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Doch wie kam es zum Kreuzzug? Wie und wieso mussten die Einwohner Béziers sterben? Und wie endete der Krieg?

Vorgeschichte

Woher die Katharer kommen, ist unbekannt, es gibt zwar mehrere Theorien, jedoch ist keine in der Allgemeinheit anerkannt. Doch eins ist sicher, das das Auftreten der Katharer es mit der Zeitgeschichte zu tun hat.

Im 11. Jahrhundert explodierte die Geld und Warenwirtschaft in Europa und führte zum Wachstum von Städten. Die Landwirtschaft wurde durch technische Innovationen ertragreicher. Der Binnenhandel boomte, wodurch mehr Münzen gebraucht werden, dadurch erhöhte sich die Produktion von Silber- und Eisenminen. Es wurden in dieser Zeit auch viele Kirchen gebaut, weshalb der Handel mit Baustoffen oder vielmehr das Baugewerbe stetig wuchs. Das 11. Jahrhundert war eine Epoche der wirtschaftlichen Blüte. Der Adel, der Klerus und die Händler profitierten sehr stark von diesem System, doch die Armen nicht. Die Bauern waren die Verlierer dieser Zeit. Der Adel und der Klerus versuchten durch Abgaben und Kredite, noch mehr Profit herauszuschlagen, wodurch die Armen, ärmer wurden. Und da die römisch-katholische Kirche sich damals eine goldene Nase verdient hat, gab es immer mehr unzufriedene Christen, die eine Veränderung anstrebten. 

So entstanden im 11. und 12. Jahrhundert die ersten Katharer. 

Wer sind die "Katharer"

Doch wer sind die Katharer und was unterscheidet sie vom katholischen Glauben?
Zuallererst muss genannt werden, es gab nicht die eine Gruppe, sondern viele Gruppierungen, die im Kern jedoch ähnlich sind. Deswegen kann man nicht von einer einheitlichen Lehre bei den Katharern sprechen.

Die Katharer glaubten an den Dualismus in der Welt. Das Gute und das Böse, wobei das Gute von Gott ist und das Böse vom Teufel. Das Ziel ihres Glaubens war das Gute im Menschen (sprich die Seele) aus der bösen Welt in den Himmel zu bringen. Die Katharer glaubten, dass die Welt vom Teufel gemacht wurde und der Himmel von Gott. Deswegen lehnten die Katharer das Alte Testament ab, da Gott dort als Schöpfer der Erde angesehen wird. 

Doch wie kommt man im katharischen Glauben in den Himmel?

Das die Katharer auf den Dualismus schwören und dadurch die Welt das Böse ist, müssen sich die "guten Christen" (wie sich die Katharer selbst nannten) von allem Bösen lossagen. Das heißt, die "vollkommenen" müssen Asket leben und auf Fortpflanzung verzichten. Den die Katharer sind der Meinung, dass die Fortpflanzung ein Werk des Teufels ist, weshalb sie auf alle Lebensmittel verzichten, die sich Fortpflanzen, sprich alle Tiere und dementsprechend tierische Produkte. Die Katharer lebten dementsprechend vegan. Doch wahrscheinlich ein größerer Grund, weshalb auf tierische Produkte verzichtet wird, ist, dass die Katharer überzeugt waren, das in Tieren die Seelen verstorbener Menschen zwischenwohnen. Man dachte also wenn man ein Tier tötet, würde man eine Seele (Menschen) mittöten.

Jedoch konnte man Fisch essen, da man der Meinung war das Fische aus dem Wasser entstehen und nicht durch Fortpflanzung. 

Doch was als einfache Bewegung begann, wandelte sich in eine fest strukturierte Kirche um. Mitte des 12. Jahrhunderts hatten die Katharer eine eigene Kirchenstruktur mit Hierarchie gebaut. Ab dem Moment wurde die Katharer-Kirche eine Gefahr für die katholische Kirche. 

Erste Gegenmaßnahmen bis zum Kreuzzug

Mit Papst Alexander II. (1159-1181) begannen die ersten Maßnahmen gegen die Katharer. Man exkommunizierte Unterstützer und verurteilte die Religion als häretisch. Papst Lucius III. (1181-1185) ging einen Schritt weiter und verlangte, dass alle Bischöfe und Pfarrer die Katharer melden müssten, mit der Zeit wandelte sich der Begriff Katharer melden zu Ketzer melden (das Wort Ketzer stammt aus dem Wort Katharer).

Eine gewisse Zeit passiert erst mal nichts, es gibt keine neuen Maßnahmen aus dem Vatikan. Währenddessen wird die Katharer Gemeinschaft immer größer. Die südfranzösische Region Languedoc, die zwar zum französischen Reich gehört, jedoch kein Kronland darstellt, ist in dieser Zeit, das Zentrum des Katharersglauben geworden. Die Katharer wurden Albigenser (nach der Stadt Albi) genannt. 

Französische Adelige aus Okzitanien beschützten die Katharer vor jeglicher Gegenmaßnahme. Groß dabei war der Graf von Toulouse Raimund VI. (fr. Raymond, oc. Ramon). 

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Papst Innozenz III. (1198-1216) versuchte den französischen König Philippe II. August davon zu überreden etwas gegen die Grafschaft Toulouse genauer gesagt gegen die Katharer zu unternehmen, jedoch war Philippe gerade in einer militärischen Auseinandersetzung mit dem Heiligen Römischen Reich beschäftigt, weshalb er die Bitte des Papstes ausschlagen musste. Der Vorschlag des Papstes war jedoch im vollsten Interesse von Philippe, da dieser versuchte, die Kronautorität zu erweitern. 

Innozenz III. greift deswegen auf andere Mittel zu. Er schickt im Jahr 1206 drei Zisterziensermönche nach Südfrankreich. Arnold Amalrich, Pierre de Castelnau, Diego de Acebo sowie Domingo de Guzman sollen die Katharer vom römisch-katholischen Glauben überzeugen. In einfacher Kleidung und in demütiger Art und Weise halten die drei in den nächsten Monaten mehrere Debatten und Predigten. Arnold Amalrich erhielt vom Papst Vollmachten, mit diesen Befugnissen sollte die Kirchenstruktur in Südfrankreich verändert werden, da diese die Katharer nicht stoppten. 

Pierre de Castelnau ging gegen den Bischof von Midi, Toulouse, Béziers und den Graf Raimund VI. vor, da diese nichts oder zu wenig für die Ketzerbekämpfung getan hätten. Graf Raimund VI. wurde von Pierre de Castelnau exkommuniziert, was dem Grafen nicht gefiel. Die Diskussion mit Pierre endete mit Streit, weshalb ein Gefolgsmann des Grafen Pierre de Castelnau am 15. Januar 1208 auf seiner Heimreise ermordete. 

Obwohl die Strategie des Papstes erfolge verzeichnete, wechselte Innozenz III. nachdem er vom Mord an de Castelnau hörte seine Strategie.

"Voran, Soldaten Christi!" hieß es dann im Herbst desselben Jahres, als Papst Innozenz III. zum Kreuzzug gegen die Katharer rief. Er versprach allen Teilnehmern, die mindestens 40 Tage am Feldzug teilnehmen die Vergebung von Sünden, sowie den Adeligen Mitwirkenden das Land unter ihnen neu aufzuteilen. 

Der Albigenserkreuzzug

Um die 10.000 Kreuzritter versammelten sich in Lyon, um gegen die Katharer zu kämpfen. Auf der Seite der Katharer waren die okzitanischen Adeligen, da die Katharer nicht kämpfen durften (kämpfen und töten ist böse und vom Teufel erschaffen). 


Das erste Ziel der Kreuzritter war die Stadt Béziers, wobei der Ort am 22. Juli 1209 in kurzer Zeit erobert wurde. Die Kreuzritter konnten jedoch die Katholiken nicht von den Katharern unterscheiden. Darauf entgegnete Arnold Amalrich, dass Gott wüsste wer Katholik ist und wer nicht. Auf Basis dieses Satzes töteten die Kreuzritter alle 20.000 Einwohner, es war egal ob Mann, Frau, Kind oder Senior. Es wird sogar berichtet, dass Einwohner in Kirchen getötet worden sind. Die Ereignisse von Béziers verbreiteten sich europaweit in Windeseile, wodurch in den anderen Städten der Albigenser sich Angst und Panik breitmachte. 

Als dann Carcassonne erobert worden ist, waren die meisten Bewohner geflüchtet. Nur die Alten blieben dort. Von den 500 übrig gebliebenen mussten 100 Nackt die Stadt verlassen, während die restlichen 400 verbrannt wurden. 

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Simon de Montfort wurde zum militärischen Anführer der Kreuzrittertruppen gewählt und behielt die Strategie der brutalen Vernichtung der Katharer. 

Nachdem im Jahr 1210 nach der Eroberung von Minerve erneut 400 Katharer verbrannt wurden, rebellierten die Adeligen von Languedoc erneut. Ab 1211 konzentrierte sich der Kampf gegen Graf Raimund VI.. Städte, die erobert wurden, erhoben sich erneut. Simon de Montfort musste mehrere Orte mehrere Male erobern.

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Es kam im Jahr 1213 zur Schlacht bei Muret, wo die Kreuzfahrer gewonnen hatten und Graf Raimund VI. nach England fliehen musste. 1217 kehrte der Graf mit einer Armee nach Toulouse zurück. Simon de Montfort wurde am 25. Juli 1218 während der Belagerung von Toulouse von einer Steinschleuder getötet. Nachfolger wurde Amalrich de Monfort.

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Papst Innozenz III. starb schon im Jahr 1216, sein Nachfolger Papst Honorius III. machte dort weiter, wo Innozenz aufgehört hatte. Der Sohn von König Philippe (französischer König) belagerte im Jahr 1219 erfolglos die Stadt Toulouse. 

Der Kreuzzug verlief stetig schlechter, es gab immer weniger Kreuzritter und es trafen zu wenige neue hinzu. Hinzu kam das die Katharer beziehungsweise die okzitanier sich wieder in die Öffentlichkeit wagten. Im Jahr 1222 starb auch Graf Raimund VI. wobei sein Sohn Raimund VII. den Widerstand fortsetzte. Die ungünstige Situation veranlasste, dass sich Amalrich de Monfort 1224 aus dem Konflikt zurückzog, er verkaufte seine erhaltenden Besitzungen an den neuen französischen König Ludwig VIII.

Als im Jahr 1226 Ludwig VIII. Anführer des Konfliktes wurde, ging es nicht mehr um den Kreuzzug, sondern um die Erweiterung der Kronautorität Frankreichs. 1226 starb auch Ludwig VIII., sein Sohn Ludwig IX. setzte den Krieg fort. 1228 gab Graf Raimund VIII. auf, der Krieg war zu zermürbend, er kann nicht mehr finanziert werden.

anonym, Louis VIII le Lion (Jean-Fouquet), als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Am 12. April 1229 wurde der Vertrag von Paris unterzeichnet. Der Vertrag beendete den Albigenserkreuzzug und die Autonomie von Okzitanien. 

Folgen

Doch die Verfolgung der Katharen war damit noch nicht vorbei. Die Inquisition wurde gegründet, die die Katharen bis zum Ende des 13. Jahrhunderts vernichteten. 

Bei diesem Konflikte (inklusive der Inquisition) sind zwischen 200.000 und 1.000.000 Katharer umgebracht worden. In den Augen vieler Historiker, sowie des Erfinders des Wortes Genozid (Völkermord) Raphael Lemkin, handelt es sich bei Vernichtung der Katharer um einen Völkermord. 

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