Wenn wir an Kaiser Heinrich IV. denken, denken wir an erster Stelle meistens an den Investiturstreit und dem dazugehörigen Gang nach Canossa, worüber wie auch geschrieben haben. Doch es gibt noch ein Ereignis im Leben von Heinrich, worüber weniger gesprochen wird, jedoch nicht unwichtiger ist.
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William R. Shepherd (died 1934) [3], Central Europe, 919-1125, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons |
Es handelt sich hierbei um den Sachsenkrieg. Doch was ist dieser Sachsenkrieg? Woher kommt dieser Konflikt? Und wie endete er?
Gründe des Konflikts
Heinrich IV. entstammt aus der Familie der Salier, dies ist ein ostfränkisches Adelsgeschlecht das seit 32 Jahren (genauer seit 1024) das Heilige Römische Reich regiert. Konrad II. Großvater von Heinrich IV. und erster salischer Herrscher des Heiligen Römischen Reiches löste Heinrich II. ab. Heinrich II. ein Liudolfinger (auch Ottonen genannt) ist ein Sachse. Genau da liegt das erste Problem der Sachsen; ein Franke, der die Sachsen von der Regierung ablöst, regiert über die Sachsen.
Das zweite Problem der Sachsen ist das Reisekönigtum. Da der König/Kaiser des Heiligen Römischen Reiches keine feste Residenz besaß, reiste dieser quer durch das Reich und hauste in sogenannten Pfalzen, die in der Regel auf Krongut errichtet wurden. Das heißt, der König/Kaiser reißt dauerhaft durch das Reich und wenn dieser in einer Pfalz ankommt, muss der hiesige Herrscher dem König/Kaiser Unterkunft und Lebensmittel gewähren. Dies hatte negative Auswirkungen auf den Grafen und auf die Bevölkerung, denn man konnte den König/Kaiser nicht ablehnen, da es sich hierbei um die Gastungspflicht handelte. Lebensmittel, die eigentlich für den Grafen oder die Bevölkerung gedacht war, musste dem Hofstaat übergeben werden. Das Reisekönigtum hatte viele gute Gründe: Das Straßensystem war schlecht, es war schwer, Handelsware aus dem ganzen Reich zum König/Kaiser zu bringen. Es war für den König/Kaiser einfacher, selbst zu den Waren zu kommen. Der Hauptgrund ist jedoch die Größe des Reiches. Bei einem großen Reich, das aus mehrere Hundert Grafschaften, Fürstentümer und Herzogtümer besteht, ist es enorm schwer, aus einer Residenz aus zu regieren. Hinzu kommt, dass es damals extrem wichtig war, persönlich Kontakte aufzubauen, um seine Ziele zu erreichen. Genau hier liegt das zweite Problem der Sachsen; Heinrich Vater Heinrich III. residierte oft in der Kaiserpfalz Goslar (Goslar ist im heutigen Niedersachsen). Die sächsischen Adeligen und Bauern hatten darunter schwer zu leben und hatten deshalb viele Konflikte mit Heinrich III.
Der dritte Grund ist die Politik Heinrich IV.. Heinrich wurde mit sechs Jahren zum römisch-deutschen König gewählt, doch da dieser minderjährig ist, übte seine Mutter Agnes die Regierungsgewalt als Regentin aus. Agnes wollte das Reich von innen und außen schützen, weshalb sie die Adeligen an sich binden wollte. Dies tat sie auch, indem sie die Adeligen mit Herzogtümern belehnte. Agnes war im Heiligen Römischen Reich eine respektierte Frau. Doch als sie Heinrich von Augsburg als Subregenten installierte, wurden die Stimmen gegen Agnes immer lauter. Auch das Heinrich IV. von einem "Menschen ohne Herkunft" erzogen wurde, gefiel den Adeligen und Geistlichen nicht. Weshalb eine Gruppe von Geistlicher und Weltlicher Fürsten Heinrich IV. bei Kaiserswerth entführten. Wodurch Heinrich von Augsburg und Agnes die Regentschaft abgesprochen wurden und die Entführer als neue Regenten installiert wurden. Als Heinrich erwachsen wurde, übernahm er die Regierungsgewalt. Ihm gefiel die Zerstückelung des Reiches, durch seine Mutter, sowie der neuen Regenten nicht. Weshalb er das Krongut zurückerhalten wollte. Sein Hauptfokus war dabei das Gebiet bei Goslar; Sachsenland. Goslar war für seine reichen Silber- und Erzvorkommen bekannt.
Der Sachsenkrieg
Heinrich IV. ließ mehrere Burgen in der Region bauen, doch anstatt diese dem Lehen zu übergeben, übergab er es schwäbischen Ministerialen (Mittelalterliche Beamte). Dies gefiel den Sachsen, sowie den Reichsfürsten nicht. Die Sachsen sahen dies als Bedrohung, da die vielen Burgen als Machtzentrum gesehen werden und die schwäbischen Ministerialen die Bevölkerung ausbeuteten. Die Reichsfürsten mussten den Burgenbau mitfinanzieren und erhielten nichts im Gegenzug.
Am 29. Juni 1073 will der sächsische Adel auf die Missstände aufmerksam machen und erwarten vom König Besserungen. Doch dieser verspottet diese, indem er sie warten lässt, während er ein Würfelspiel spielt. An diesem Tag schwört sich der Adel lieber dem Tod zu erleiden, als in Schmach und Schande zu leben ("Lieber den Tod erleiden, als ein solches Leben in Schmach und Schande zu führen"). Die Sachsen ziehen mit einem großen Heer in Richtung der Harzburg, wo der König sich versteckt. Heinrich IV. schaffte es am 10. August 1073 aus der Harzburg zu fliehen. Er floh nach Hersfeld, um nach Verbündeten zu suchen, doch keiner der Reichsfürsten wollte den König gegen die Sachsen unterstützen.
Am 27. Januar 1074 stand sich in Hersfeld ein kleines königliches Heer und ein großes sächsisches Heer gegenüber, doch keiner der beiden Parteien tritt zur Offensive. Am 2. Februar 1074 wurde auf diplomatischen Wegen Frieden zwischen den Sachsen und König Heinrich IV. geschlossen. Im Frieden von Gerstungen wurde beschlossen, dass Otto von Northeim (der Anführer der sächsischen Revolte) wieder zum Herzog von Bayern ernannt wird und das die neu errichteten Burgen in der Region geschleift (zerstört) werden. Heinrich IV. stimmte dem Pakt zu und ließ die Burgen schleifen. Alle deutschen Herzöge waren jedoch gegen die Wiedereinsetzung von Otto von Northeim als Herzog von Bayern, weshalb er diesen Posten formal erhielt, jedoch praktisch nie ausführte.
Die Burgen wurden also zerstört, doch bei einer Burg hatte Heinrich IV. seine bedenken. Bei der Harzburg hat Heinrich IV. eine Stiftskirche errichtet, wo die Gebeine seines Sohnes und Bruder lagen. Er verlangte von den Sachsen, dass diese die Wohngebäude und Kirche stehen lassen sollen und nur die Ringmauer schleifen sollen. Die sächsischen Bauern wollten dies jedoch nicht akzeptieren. Es wurde ja vertraglich abgeschlossen, dass alle Burgen zerstört werden, und Burg ist Burg. Als jedoch die Bauern im März 1074 die Stiftskirche zerstörten und die Gräber schändeten, drehte sich die Stimmung im Land.
Die Reichsfürsten, die zunächst auf der Seite der Sachsen waren, waren empört über die Grabschändung. Heinrich IV. war persönlich hart getroffen von diesem Akt und suchte nun bei jeden Reichsfürsten persönlich nach Verbündeten für die Rache. Der sächsische Adel verurteilte die Tat der Bauern, doch das konnte den Stimmungswechsel nicht ändern. Die neue Situation spielt Heinrich in die Karten und es dauert nicht lange, bis Heinrich IV. im Jahr 1075 eine Armee hatte, die groß genug war, gegen die Sachsen zu kämpfen.
Am 9. Juni 1075 kommt es zur finalen Schlacht bei Homburg an der Unstrut, wo sich 7.000 Sächsische Männer (zum Großteil Bauern) und 25.000 königliche Soldaten gegenüberstanden. Die Schlacht war ein Gemetzel, Heinrich IV. lies keine Milde walten. Von den 7.000 starben 5.860 und von den 25.000 2.765.
Das Ende des Sachsenkriegs?
Die Anführer der sächsischen Rebellion wurden gefangen genommen und deren Besitztümer konfisziert.
Otto von Northeim wurde gefangen genommen und überraschenderweise von Heinrich begnadigt.
Bischof Burchard II. von Halberstadt wurde nach Ungarn verbannt, er konnte jedoch fliehen und zurück in seine Heimat kehren.
Herzog Magnus von Sachsen wurde 1076 von seiner Haft entlassen.
Graf Lothar Udo II. konnte die Gefangennahme aushandeln, indem er einen seiner Söhne Heinrich als Geisel übergab.
Auch wenn der Sachsenkrieg vorüber ist, war es nicht der letzte Konflikt der Salier mit den Sachsen. Heinrichs Sohn Heinrich V. wird auch mit den Sachsen streiten. Der Konflikt mit den Sachsen hat Heinrich IV. kurzzeitig gestärkt, doch der Investiturstreit wird diese Stärkung wieder widerrufen.
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