Am 20. Juni 840 starb Kaiser Ludwig I. genannt der Fromme am Krebs. Der Sohn Karls des Großen hat wie viele anderen Kaiser ein Problem in der Nachfolge. Obwohl es nicht wirklich ein Problem der Nachfolge ist, sondern ein Problem mit den Nachfolgern.
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Furfur, Vertrag von Verdun, CC BY-SA 4.0 |
Worum es bei diesem Problem geht und wie es zum Bruderkrieg kommen konnte, versuche ich nun hier zu erklären.
Fränkische Nachfolgeregelung
Zunächst müssen wir uns anschauen, wie überhaupt im Frankenreich die Nachfolge geregelt war. Die fränkische Erbteilung war simpel. Jeder Sohn der Erben konnte, erbte. Das heißt, das Frankenreich wird unter allen Söhnen aufgeteilt, wodurch jeder einen Teil es Erbes erhielten. Diese Parzellenteilung kann dazu führen das ein riesen Reich, mit dem Tod des Herrschers, plötzlich in unzählige kleine Reiche zerfällt und somit an Stärke verliert. Dies wollte Ludwig I. ändern.
Vorgeschichte zum Bruderkrieg
Die Ordinatio imperii ist ein Gesetzeswerk aus dem Jahr 817 von Ludwig der Fromme. Sie besagt das der älteste Sohn die Kaiserwürde erhalten soll und die jüngeren Unterkönige werden sollen und somit vom älteren beherrscht werden sollen. Dadurch wurde Lothar mit Mitkaiser ernannt und seine Brüder Pippin und Ludwig zu Unterkönigen.
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anonym, Ludwik I Pobożny, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons |
Als jedoch Ludwig der Fromme erneut heiratete und einen neuen Sohn erhielt, änderte sich einiges. Seine neue Frau Judith von Bayern überredete ihn die Ordinatio imperii zugunsten ihres Sohnes, Karl zu ändern. 829 erhielt Karl Land, das Lothar gehören sollte. Dadurch wurde Lothars Macht geschmälert. Er beschwerte sich bei seinem Vater und wurde daraufhin als Mitkaiser abgesetzt und nach Italien verwiesen.
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anonym, Lothar I, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons |
Die kirchliche Reformpartei war gegen die Neuteilung des Reiches und initiierte einen Staatsstreich gegen Ludwig I., dem sich seine drei Söhne aus erster Ehe anschlossen. Lothar übernahm die Gesamtregierung und schickte Judith in ein Kloster und verordnete, das Karl ein Leben als Mönch leben sollte. Ludwig I. schaffte es jedoch, Pippin und Ludwig zu überreden und auf seine Seite zu bekommen. Wenn sie ihrem Vater helfen sollten, würde er ihnen mehr Land geben. Dies klappte und Lothar verlor erneut die Macht im Frankenreich. Die Anführer der Rebellion wurden gefangen genommen und Lothar wurde nach Italien geschickt. Ludwig I. veröffentlichte daraufhin die Regni divisio, wobei Pippin und Ludwig, wie versprochen mehr Land erhielten.
Doch die Angst der drei Söhne war nicht verschwunden. Kaiser Ludwig plante, große Teile aus dem Gebiet Pippins Karl zu übergeben, worauf sich 833 die drei Brüder erneut Verbündeten und gegen den Vater zogen. Auf dem Rotfeld (bei Colmar, Elsass) standen sich die Heere des Kaisers, dem gemeinsamen Heer der Söhne gegenüber. Es kam nicht zum Kampf, da die kaiserlichen Soldaten die Seite wechselten. Aufgrund der Vielzahl an Eidbrüchen, die dort passierten, wird dieser Ort auch Lügenfeld genannt. Der Kaiser musste sich ergeben und wurde in ein Kloster geschickt. Judith wurde in ein Kloster in Italien geschickt und Karl ins Kloster in Prüm. Lothar schaffte es erneut, die Macht an sich zu reißen. Doch kippte die Stimmung erneut gegen ihn, da er unverhältnismäßig Stark gegen seinen Vater umging. Dies gefiel dem Adel und seinen Brüdern nicht. Weshalb das Bündnis auseinanderbrach. Am 1. März 834 wurde der alte Kaiser wieder zum Kaiser ernannt und Lothar musste wieder nach Italien. Sein Vater drohte diesmal, dass er in Italien bleiben sollte.
Es gab binnen von vier Jahren zwei Rebellionen, wobei Ludwig bei jeder abgesetzt worden ist. Grund für die Rebellion ist das Ludwig sein eigenes Nachfolgegesetz, die Ordinatio imperii ignoriert und seinen Söhnen Land wegnimmt, um es Karl zu übergeben. Man könnte jetzt meinen, dass Ludwig I. aufhört Land seiner Söhne, Karl zu übergeben oder nun neues Land erobert und dieses Land Karl vermacht, doch die Antwort dazu lautet einfach nur nein. 837 beschließt Ludwig I. Gebiete von Friesland bis zur Seine Karl zu übergeben. Obwohl dieses Gebiet anderen Söhnen vermacht werden sollte. Daraufhin treffen sich Ludwig und Lothar in Trient und bereden die Situation. Ludwig I. sieht dies als erneute Verschwörung gegen ihn und spricht Ludwig alle Gebiete bis auf Bayern ab.
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anonym, Die deutschen Kaiser Ludwig der Deutsche, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons |
838 starb Ludwig I. sein zweiter Sohn Pippin überraschend. Nach der Ordinatio imperii würden Pippins Sohn das Gebiet erben, doch Ludwig I. entscheidet, das sein jüngster Sohn Karl das Gebiet Pippins erhalten soll. Dem Aquitanischen Adel gefiel das nicht und wählten Pippins Sohn als König.
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Comte Vivien - Moines de l'abbaye Saint-Martin de Tours, vers 850, Bibliothèque nationale de France - Bible de Vivien Ms. Latin 1 folio 423r détail Le comte Vivien offre le manuscrit de la Bible faite à l'abbaye de Saint-Martin de Tours à Charles le Chauve, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons |
Auf einer Strafexpedition gegen Ludwig, da dieser die Verkleinerung seines Landes nicht akzeptieren wollte, starb Ludwig I. genannt der Fromme am 20. Juni 840.
Der Bruderkrieg von 840-842
Lothar I. der nun Kaiser vom Frankenreich ist, will nun die Ordinatio imperii von 817 durchsetzen. Während er aus Italien in Richtung des Kernlandes reist, erobert Ludwig die Gebiete, die ihm damals zugesprochen worden sind, Lothar greift nicht ein, sondern bittet Ludwig um ein Treffen, um über alles zu verhandeln. Lothar blickt nun gen Westen auf Karl. Nach der Ordinatio imperii wäre nicht Karl der König, sondern Pippins Sohn Pippin. Er unterstützte seinen Neffen und ging nach Westen. Auch hier agierte er nicht militärisch, sondern bat auch Karl um ein Treffen.
Lothar versucht, seine Brüder zu kontrollieren und versucht den Adel auf seine Seite zu ziehen. Ludwig und Karl gefiel das nicht und sie verbündeten sich gegen Lothar. Lothar wollte verhindern, dass sich die Heere der beiden Brüder trafen, doch dies konnte er nicht verhindern. Ludwig und Karl schickten einen Boten zu Lothar und baten ihn den Konflikt nicht militärisch zu beenden, dafür müsste Lothar jedoch die Gebiete der beiden akzeptieren. Lothar lehnte ab, wollte jedoch selbst nicht militärisch agieren. Doch am 25. Juni 841 kam es zur Schlacht Fontenoy, die Lothar verlor.
Am 14. Februar 842 kam es zum Straßburger Eid, wobei Karl und Ludwig sich ewige Hilfe und Unterstützung schworen. Im Juni 842 trafen sich die Brüder in Mâcon und diskutierten mit jeweils 40 Vertretern jeder Seite über die neue Ordnung im Reich. Am 10. August 843 wurde endgültig der Vertrag von Verdun unterzeichnet, bei dem die neuen Grenzen des Reiches entstanden. Es handelt sich hierbei nicht um eine Reichsteilung, sondern um eine Herrschaftsteilung, da die Brüder die drei Teile trotzdem als ein Reich betrachteten.
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Furfur, Vertrag von Verdun, CC BY-SA 4.0 |
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