Was geschah am: 4. Mai

Am 4. Mai 1493 wurde die Welt in zwei Einflusssphären geteilt. In eine spanische und eine portugiesische Welt. Wo welche Sphäre lag, erkennt man noch heute ... und zwar an den Landessprachen der ehemaligen Kolonien bzw. wo diese Kolonien lagen.

Jeder hat sich doch schon mal gefragt, warum die Brasilianer portugiesisch reden und nicht spanisch? Oder warum Spanien Afrika nicht großflächig kolonisiert hat? Alle Antworten haben was mit dem 4. Mai 1493 bzw. mit dem Vertrag von Tordesillas zu tun.

Am Anfang war der Krieg

Bevor wir über die Kolonisierung der Welt und Seefahrer reden, müssen wir über den kastilischen Erbfolgekrieg sprechen. Spanien wie wir es heute kennen, hieß damals noch Kastilien und die Sprache kastilisch. 

Juan de Flandes artist QS:P170,Q512863, IsabellaofCastile06, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Isabella I. wurde vom König zur Thronerbin ernannt, seine Tochter Johanna akzeptierte dies nicht und versuchte nach seinem Tod mit portugiesischer und französischer Hilfe den Thron an sich zu reißen. Trotz der Hilfe von außen klappte es nicht und es wurde der Vertrag von Alcáçovas unterschrieben. Isabella I. bleibt Königin von Kastilien, dafür wird alles unterhalb der Kanarischen Inseln zum portugiesischen Einflussgebiet, wo Kastilien Portugal nicht einschränken darf. Portugal interpretierte dies so, dass keine Küste oder Insel im Atlantik zur kastilischen Krone gehören würde (mit einigen Ausnahmen).

Christoph Kolumbus und seine Entdeckungen

Der indische Subkontinent ist voller Gewürze und Waren, die die Europäer interessieren. Portugal hat einen Seeweg unter Afrika nach Indien entdeckt und hat fleißig Stützpunkte für den Seehandel errichtet und frühzeitige Kolonien an den Küsten Afrikas gegründet. Portugal wurde zur Monopolmacht des Gewürzhandels in Europa, da die Osmanen nach der Eroberung Konstantinopels den Weg für europäische Händler in den Orient schloss.

Lencer, Portugiesische Gewürzroute, CC BY-SA 3.0
Spanien, das auch an dem Gewürzboom teilnehmen wollte, suchte nach einem anderen Weg nach Indien. Dabei bestellten sie einen italienischen Seefahrer namens Christoph Kolumbus an den Hof. Dieser sollte einen Weg nach Indien finden, damit Kastilien davon profitieren könnte, ohne etwas den Portugiesen abgeben zu müssen. 

Kolumbus entdeckt auf seiner Reise zwar nicht Indien, dafür entdeckte er etwas viel Wertvolleres ... Land. Um genauer zu sein, die Karibik.

Sebastiano del Piombo creator QS:P170,Q285423 Unknown author, Christopher Columbus, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Auf seinem Rückweg nach Kastilien erreichte Kolumbus am 4. März 1493 Lissabon (die Hauptstadt Portugals). Dort erfuhr der portugiesische König Johann II. von den Entdeckungen und schickte Ende April Botschafter nach Kastilien und verlangte, dass Kastilien diese Länder mit sofortiger Wirkung an Portugal abtreten müsse, und wies auf den Vertrag von Alcáçovas hin.

anonym, JoaoII-P, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Isabella I. und ihr Mann Ferdinand interpretieren den Vertrag von Alcáçovas so das bei den Kanarischen Inseln eine Linie gezogen wird und alles südlich davon zu Portugal gehört und nördlich zu Kastilien. Sicherheitshalber schickten sie einen Botschafter an den Hof des Papstes Alexander VI. 

Die Bulle Inter caetera und der Vertrag von Tordesillas

Papst Alexander VI. selbst aus Kastilien stammend nahm die Probleme seiner Heimat für sehr ernst. Am 17. Mai 1493 veröffentliche der Papst die Bulle Inter caetera. Die auf den 3. Mai rückdatiert wurde. Diese besagt ganz simpel das alle Ländereien, die von Christoph Kolumbus im Auftrag der kastilischen Krone entdeckt wurden, Kastilien gehören. Voraussetzung dafür ist, das Kastilien der Bevölkerung den katholischen Glauben näher bringt. Ausgenommen aus der Übertragungspflicht sind Gebiete, die schon von einem christlichen Herrscher regiert werden.

Cristofano dell'Altissimo artist QS:P170,Q5186477, Pope Alexander Vi, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Das kastilische Königspaar war jedoch von dieser Bulle nicht beeindruckt. Sie war in den Augen Isabellas zu Vage und ungenau. Auch der portugiesische König war nicht zufrieden. Deshalb wird im Juni 1493 eine neue Bulle verfasst. Die auf den 4. Mai 1493 rückdatiert wird. Diese besagt das es eine Linie vom Nordpol bis zum Südpol geben wird und das alle Ländereien westlich dieser Linie, egal wer diese entdeckt, der kastilischen Krone übergeben muss. Alles östlich dieser Linie wird Portugal übergeben. 

Die Inter caetera Bulle vom 4. Mai 1493 besagt also das alle neu entdeckten Länder entweder Kastilien oder Portugal gehören. Und jeder der sich nicht daran hält, wird vom Papst bestraft. 
Doch über die Grenze wurde lang diskutiert. Der Papst nannte 100 Meilen westlich der Azoren, als Grenze zwischen Kastilien und Portugal. König Johann II. von Portugal war damit jedoch nicht einverstanden. Er schickte erneut Botschafter an den kastilischen Hof. Dort wurde im Jahr 1494 eine neue Grenzlinie genannt. 370 Meilen westlich der Kapverdischen Inseln. 

Nach der Weltumsegelung Magellans merkte man das man mit einer Linie vom Nord- zum Südpol, eine Kugel nicht in zwei Teile halbieren kann. Deshalb wurde im Jahr 1519 der Vertrag vom Saragossa unterzeichnet, der eine weitere Linie bei den Molukken (Indonesien) setzt.

Lencer, Karte Portugiesisch-Spanischer Verträge, CC BY-SA 3.0
Kastilien bzw. später auch Spanien und Portugal hielten sich weitestgehend an die Verträge. Die anderen Nationen ignorierten die päpstliche Bulle. Da der Papst bei den anderen Kolonisten keine Macht mehr hatte (England, Niederlande). Jedoch hat weder Spanien noch Portugal sich darüber beklagt.

Auch wenn die Bulle praktisch ignoriert wurde, erkennt man an den heutigen Landessprachen, dass es eine Teilung der Welt gegeben hat. 

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