Was geschah am: 29. April

Am 29. April 1827 hat der algerische Dey (Herrschertitel aus Algerien und Tunesien, auf Lebzeiten gewählter Leiter der Regierung. Der Dey wurde von den Osmanen bestätigt) den französischen Konsul Pierre Deval dreimal mit einem Fliegenwedel geschlagen. Dieser Vorfall löste drei Jahre später einen Krieg aus.

Theodore Gudin (died 1880)., Attaque d Alger par la mer 29 Juin 1830 par Theodore Gudin, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Doch warum hat der algerische Dey den französischen Konsul geschlagen? Wieso kam es drei Jahre später zum Krieg? Und was waren die Folgen des Krieges bzw. des Fliegenwedelskandals?

Vorgeschichte

Napoleon Bonaparte suchte zur Versorgung seines Italienfeldzugs und des Ägyptenfeldzugs Partner, die Frankreich mit dem nötigsten Beliefern können. Das Handelsunternehmen Bakri und Bushnaq, das aus Algerien stammt, war der Zwischenhändler für den damaligen algerischen Dey und verkauften Weizen an Frankreich. Die Bezahlung der Waren verschob sich immer wieder und nachdem Napoleon abdanken musste, verlangten die algerischen Gläubiger die 8 Millionen Francs zurück. Doch das restaurierte Frankreich unter Ludwig XVIII. und Karl X. weigerte sich zu bezahlen.

Robert Lefèvre artist QS:P170,Q559676, Lefèvre - Louis XVIII of France in Coronation Robes, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Der Fliegenwedelskandal

1818 wird Hussein der neue Dey von Algerien, dieser verfolgt wie sein Vorgänger auch das Ziel das Geld von Frankreich zu erhalten. Er schreibt einen Brief an den französischen König Ludwig XVIII. doch der erhoffte Erfolg blieb aus. Frankreich weigert sich, weiterhin zu bezahlen. 1824 stirbt Ludwig XVIII. und sein Bruder Karl X. wird neuer König von Frankreich.

François Gérard artist QS:P170,Q163543, Charles X of France by François Pascal Simon Gérard, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Doch auch vom neuen König wird der Dey kein Geld erhalten. Karl X. hatte, noch bevor er König wurde, 56 Millionen Francs schulden angehäuft, die der Staat übernehmen musste. Somit war klar, das Karl X. wahrscheinlich die Schulden von Napoleon nicht bezahlen wird. 
Fernel, Hussein Pacha, par Fernel, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Doch Hussein versuchte es trotzdem. Der Dey gab einen Empfang aus Anlass des Ramadans, zu diesem Empfang wurde auch der französische Konsul Pierre Deval eingeladen. Der Dey fragt den Konsul, warum Frankreich sich weigere, die Schulden zu bezahlen. Worauf der Konsul sagte, dass seine Regierung darauf nicht reagieren würde, da es unnütz ist.

AnonymousUnknown author, Le coup d eventail 1827, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Auf diesen Affront hin schlug der Dey den Konsul dreimal mit seinem Fliegenwedel und ließ den Konsul gehen. 

Konsequenzen

Die Konsequenzen ließen nicht lange auf sich warten. Die französische Regierung verlangte vom Dey einen Salutschuss unter französischer Flagge, doch er lehnte dies ab. Daraufhin blockierten französische Schiffe algerische Häfen.

Französische Händler und Mittelmeer Staaten hatten zu dieser Zeit ein Problem mit Algerien. Die Piraterie, algerische Piraten machten den Mittelmeer unsicher. Karl X. glaubte daran das, wenn er Algerien erobern würde, würden die Piraten verschwinden und er würde bei seinem Volk populär werden.

Hinzu kam noch die Politik Frankreichs zur Auflösung des Osmanischen Reiches, für all diese
Probleme kam dieser Vorfall wie gerufen. Premierminister Polignac betrieb den Plan, das sich der Gouverneur von Ägypten Muhammad Ali Pascha gegen die osmanische Herrschaft auflehnen würde. Beide schmiedeten einen Plan, doch sie zerstritten sich bei den territorialen Fragen. Da Frankreich Algerien behalten wollte und nur Tunesien, Tripolitanien (Teil des heutigen Libyen) und Ägypten an Muhammad Ali Pascha gehen sollte. Muhammad Ali Pascha lehnte den neuen Plan ab. Frankreich hingegen wollte seinen Plan nicht aufgeben.

Auguste Couder creator QS:P170,Q2067613, ModernEgypt, Muhammad Ali by Auguste Couder, lighter colors, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Am 10. März 1830 kündigte Karl X. die Invasion Algeriens an. Algier wurde am 5. Juni 1830 vom französischen General Bourmont eingenommen. Am 14. Juni landeten 37.000 Soldaten bei Sidi Ferruch und eroberten das Land innerhalb von 10 Tagen.

Horace Vernet artist QS:P170,Q161145, La prise de Constantine 1837 par Horace Vernet, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Dey Hussein ging in Neapel ins Exil. Von den 150 Millionen Franc, die in der Schatzkammer geschätzt wurden, kamen 40 Millionen beim französischen Fiskus an. 50 Millionen verschwanden spurlos und 60 Millionen weitere verschwanden in Paris. Der Krieg kostete Frankreich knapp 75 Millionen Francs.

Obwohl Frankreich durch diese Invasion, die Piraterie im Mittelmeer stoppen konnte und dadurch das Mittelmeer als sicher galt wurde Karl X. und Premierminister Polignac nicht populär und geliebt. Es kam eher zum Gegenteil. Polignacs Innenpolitik schürte Hass unter den Franzosen, wodurch es im Juli 1830 zur sogenannten Julirevolution kam, bei der der französische König Karl X. am 2. August abdanken musste.

Eugène Delacroix artist QS:P170,Q33477, Eugène Delacroix - La liberté guidant le peuple, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Die Invasion von Algerien dauerte vom 14. Juni bis zum 7. Juli 1830 an und endete mit knapp 2000 toten (von denen 1500 von algerischer Seite kamen). Frankreich Kolonialkriege endeten damit aber nicht. Erst am 3. Juli 1962 erlangte Algerien seine vollkommene Unabhängigkeit.

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