Was geschah am: 19. April

Heute vor 491 Jahren, sprich am 19. April 1529 kam es zur Protestation zu Speyer. Sie gilt als Geburtsstunde des Protestantismus.

Doch wie kam es dazu? Wer Protestierte gegen wen und weshalb?

Um das zu klären, müssen wir die Zeit zurückdrehen und die Ereignisse ab dem 31. Oktober 1517 anschauen.

Ablasshandel

Zum Amtsantritt von Papst Julius II. war die Basilika Alt St. Peter ungefähr 1200 Jahre alt. In den Augen des Papstes war die Kirche kein angemessener Ort für die Grabstätte des Heiligen Petrus. Man erstellte den Plan die Kirche erweitern und auszubauen, doch die Kirche war so Marode und an vielen Stellen einsturzgefährdet das man sich entschied die Kirche komplett neu zu bauen.

H.W. Brewer (1836 – 1903)[1], Basilica di San Pietro 1450, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Am 18. April 1506 begann der Neubau. Man wollte jedoch nicht einfach eine Rekonstruktion des schon Vorhandenen haben, sondern die größte und prächtigste Kirche der Welt errichten. Solch ein Vorhaben kostet jedoch enorm viel Geld. Man errichtete den sogenannten "Peterspfennig" (Geldsammlung gläubiger Katholiken an die katholische Kirche zur Errichtung des Petersdom und den sogenannten Ablasshandel (Handel mit Ablassbriefen; ein Ablass ist ein Gnadenakt der Kirche, bei der die Zeit der Sündenstrafe verkürzt wird).

de:Benutzer:Klugschnacker, Stralsund, KHM, Ablassbriief (2007-03-10), CC BY-SA 2.5

Martin Luther

Diese Methoden brachten der Kirche viel Geld ein, doch ein Augustinermönch war gegen diese Praktiken. Martin Luther hieß dieser Mönch. Am 31. Oktober 1517 nagelt er 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg, bei der er den Ablasshandel bzw. auch die katholische Kirche kritisiert. Doch die 95 Thesen verbreiten sich erst wie ein Feuer als die Thesen in deutscher Sprache veröffentlich worden sind.

Lucas Cranach the Elder artist QS:P170,Q191748, Luther Cranach the Elder BM 1837-0616.363, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
anonym, Luther-vor-Cajetan, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Nun überschlagen sich die Ereignisse ... im Oktober 1518 wird Luther vom Kardinal Cajetan verhört, doch Luther weigert sich, seine 95 Thesen zu widerrufen. Während der Leipziger Disputation (akademisches Streitgespräche zwischen Theologieprofessoren) im Sommer 1519 bestreitet Luther die Unfehlbarkeit des Papstes und des Konzils. 1520 veröffentlicht Luther drei weitere Bücher, hinzu kommt, dass Papst Leo X. mit der Exkommunikation droht. Doch Luther verbrennt die Drohung, weswegen er am 3. Januar 1521 von der katholischen Kirche verbannt wird. 

Am 17. April 1521 wird Luther zum Reichstag zu Worms geladen, wobei er erneut seine Schriften widerrufen sollte. Dieses Mal tat er das Gleiche wie 1518. Er weigerte sich, seine Schriften zu widerrufen, dieses mal jedoch nicht vor der Kirche, sondern vorm Kaiser und dem Reich. 

Unknown author, Luther-in-Worms-auf-Rt, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Die Konsequenz für das nicht widerrufen auf dem Reichstag zu Worms, war das über Luther die Reichsacht (Bann aus der weltlichen Gesellschaft) vollzogen wurde. Die Schriften Luthers durften nicht mehr gelesen, sowie nicht mehr veröffentlicht werden. Man durfte Luther nicht mehr unterstützen und es war verboten, ihn zu beherbergen. Hinzu kam das Luther für vogelfrei erklärt. Die Person, die für vogelfrei erklärt wurde, hatte keine Rechte. Niemand durfte ihn Essen geben, beherbergen oder sonst irgendwie helfen, da man sich dadurch selbst strafbar machte. Wer vogelfrei war, durfte gejagt und sogar getötet werden, ohne das sein Mörder je eine Strafe erhält.

Die Konsequenzen für Luther wurden im Wormser Edikt niedergeschrieben und sollte im gesamten Reich gelten. Doch die reformatorischen Ideen waren schon weit verbreitet, weshalb Luther damals schon viele Unterstützer hatte. Diese Unterstützer ignorierten den Edikt. Luther wurde "entführt" (geplantes Unterfangen und Luther zu schützen) und auf die Wartburg gebracht, wo er das Neue Testament auf deutscher Sprache übersetzte. 

Die Reichstage zu Speyer

Während des ersten Reichstag zu Speyer verlangte Ferdinand (Vertreter und Bruder des Kaisers Karl V.) das der Wormser Edikt strenger durchgesetzt werden sollte, da die Luther'schen Ideen sich immer weiter verbreiteten. Doch Ferdinand verhandelte mit den Ständen (Fürsten, Bischöfe und Bürgermeister; Mitglieder des Reichstages), die Durchsetzung des Wormser Edikts wird Ländersache, wenn die Stände Soldaten nach Ungarn schicken, um gegen die Osmanen zu kämpfen. Die Stände stimmten dem bei und schickten 24.000 Mann nach Ungarn. Doch nur zwei Tage nach dem Reichstag endete der Osmanisch-Ungarische Krieg. 

Auf dem zweiten Reichstag zu Speyer im Jahr 1529 wollte man die Reichsacht gegen Luther wieder einsetzen und die Stände dazu bringen den Wormser Edikt durchzubringen. Die Mehrheit der Stände stimmte dafür, weshalb die evangelisch geprägten Mitglieder den Saal verließen, und einige Zeit danach wieder eintraten und verkündeten gegen diese Abstimmung zu protestieren. 

Der Protest der 20 Mitglieder wurde natürlich nicht angenommen und ignoriert, jedoch stellt es die Geburtsstunde der Protestanten dar. Es braucht noch unzählig viele Bekenntnisse und einen militärisches Konflikt bis die Protestanten im Heiligen Römischen Reich akzeptiert werden. Dies passiert jedoch erst nach dem Tod Martin Luthers im Jahr 1555 durch den Augsburger Religionsfrieden.

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