Was geschah am: 7. März

Am 7. März 1080 (vor genau 940 Jahren) verbannte Papst Gregor VII., Heinrich IV. erneut aus der Kirche. Doch wieso? Was war der Grund dafür das Heinrich IV. zwei mal aus der Kirche verbannt wurde.

Die Vorgeschichte des Streites

Die Investitur bezeichnet eine Einweisung in ein Amt, dass mit Symbolen vollzogen wird. 
Im frühen Mittelalter (zur Zeit des Fränkischen Reiches 5-9 Jahrhundert) gab es das System des Eigenkirchenrechts. Das Eigenkirchenrecht besagt im Grunde, dass ein Grundherr Gotteshäuser auf seinem privaten Grund und Boden errichten ließ und somit das Recht hatte Pfarrer bzw. Äbte Ein- und Abzusetzen. 

Max Barack, Die deutschen Kaiser Otto der Große
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Die sogenannten Eigenkirchen und Eigenklöster verloren mit der Zeit allmählich ihren religiösen
Zweck. Da diese verkauft, verschenkt und vererbt werden konnten. Otto I. der Große und nachfolgende Kaiser, sahen sich selbst als Eigentümer aller Kirchen an, und wollten selbstverständlich (mit)entscheiden wer dort Regiert. Da die geistlichen Ämter innerhalb des Heiligen Römischen Reiches, wichtige Funktionen und Ämter in der Reichsverwaltung hatten. Hinzu kam noch die sogenannte "Simonie"; der kauf und verkauf von kirchlichen (geistlichen) Ämtern und Reliquien. 

In Rom wurde es "Tradition" das sich mehrere Familien den Papsttitel hin und her verkauften. So stellten zum Beispiel die Tuskulaner im 10. und 11. Jahrhundert 8 Päpste. 

(Ein Nachfahre der Tuskulaner ist Papst Martin V. der den Hussiten den Krieg erklärt hatte.
Mehr zu den Hussiten und den Hussitenkriegen gibt es hier -> )

Heinrich III. römisch-deutscher König und viele weitere Geistliche Vertreter verurteilten die Simonie und wollten die Kirche reformieren. Es kam zu mehreren Reformen im 11. Jahrhundert. Wobei die Simonie verboten wurde. Dadurch wurde geklärt das ein geistlicher oder nicht geistlicher keine Position (Pfarrer, Bischof, Erzbischof, Papst und weitere) nicht kaufen kann, doch wurde nicht geklärt wer entscheidet welche Person diese Positionen begleiten darf. Entscheidet der Papst oder der König bzw. der Adel. Diese Frage war die Grundfrage des Investiturstreites.

Unbekannter Künstler, Heinrich III. (HRR) Miniatur, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Mailänder Bischofsstreit

Unbekannter Künstler, Heinrich IV.
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Im Jahr 1070 trat der Mailänder Erzbischof Wido (der vom römisch-deutschen König eingesetzt
worden war) seine Position ab, da die Pataria (eine Reformbewegung aus Oberitalien, die gegen die Verweltlichung des Klerus, sowie gegen die Laieninvestitur sind) immer mehr Macht in Oberitalien erhielt. Der neue römisch-deutsche König Heinrich IV. (Sohn von Heinrich III.) setzte ein Jahr später Gottfried als neuen Erzbischof ein. Das Problem bei Gottfried war das, er von Papst Alexander II. exkommuniziert wurde. Die Pataria setzte Zeitgleich ihren eigenen Erzbischof ein; Atto. 

Am 21. April 1073 starb Papst Alexander II und der Erzdiakon Hildebrand wurde neuer Papst. Er nannte sich fortan Papst Gregor VII. 

Papst Gregor VII. hatte ein eindeutiges Weltbild. Er war überzeugt von der Vorherrschaft des Papsttums gegenüber dem Königreich. Hierbei sind die Libertas ecclesiae und Dictatus Papae zu nennen.

Unbekannter Künstler, Papst Gregor VII., als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Die Libertas ecclesiae beschreibt die Kirchenfreiheit. Diese Freiheit mündet konkret in drei Thesen. 
- das die Kirche frei von Einmischung von Laien entscheiden kann, wer Bischof ist (bzw. wer die Investitur erhält)
- das die gesamte Kirche unter der Leitung des Papstes steht
- das der Papst in der ganzen Christenheit die höchste Gewalt besitzt

Die Dictatus Papae besteht aus insgesamt 27 Thesen. Zusammengefasst ist die Dictatus Papae der formulierte Anspruch auf die Universalherrschaft des Papstes vor jeglicher kirchlichen und weltlichen Macht.
Diktat von Papst Gregor VII., Dictatus Papae, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Papst Gregor VII. zeigte feste Entschlossenheit, dass er nicht gewillt ist sich einem König oder Kaiser zu verbeugen. Und die ihm Gott gegeben Privilegien abzulegen.

Als Erlembald, der Führer der Pataria starb setzte Heinrich IV. erneut einen Gegenbischof in Mailand ein; diesmal ließ er seinen ersten Gegenbischof Gottfried fallen, neuer Gegenbischof ist nun Tedald. Es begannen Verhandlung mit Papst Gregor VII., einige Reichsbischöfe unterstützten die Laieninvestitur durch den König. Die Verhandlungen schlugen jedoch fehl, als Heinrich IV. im Gebiet des Kirchenstaates investierte. Er setzte zwei Bischöfe in Spoleto und Fermo ein. Darüber war der Papst gar nicht erfreut und exkommunizierte als Warnung einige Berater von Heinrich IV. Er verlangte vom König das er seine Investitur rückgängig machte und sich dem Papst unterordne.

Hoftag zu Worms (1076)

Gemeinsam mit dem deutschen Klerus wurde ein Brief an den Papst verfasst. Jedoch wurde Papst Gregor VII. dort nicht als Papst betitelt sondern als "Hildebrand, nicht mehr Papst, sondern falscher Mönch". In diesem Brief wurde der Papst dazu aufgefordert abzutreten und vom päpstlichen Stuhl abzusteigen.

Der Großteil des deutschen Klerus war auf der Seite von Heinrich IV., da viele hohe Geistliche in der damaligen Zeit in einer ehelichen Gemeinschaft lebten und die Reformen des Papstes nicht anerkennen wollten.

Fastensynode (1076)

Die Antwort von Gregor VII. kam schnell. Er erklärte in der Fastensynode in Rom, den römisch-deutschen König für abgesetzt, befreite darüber hinaus allen Untertanen vom Treueid und exkommunizierte Heinrich IV. Grundlage für die bisher noch die gewesenen Maßnahmen von Papst Gregor VII. war seine Dictatus Papae.

Gang nach Canossa

Zahlreiche Bischöfe die auf der Seite von Heinrich standen, wandten sich nach dem Bannspruch gegen Heinrich und hofften auf eine Begnadigung durch den Papst. Auch die Reichsfürsten stellten sich gegen Heinrich. Im Oktober 1076 verhandelten die Reichsfürsten über die Wahl eines neuen Königs. 

Heinrich schaffte es die Reichsfürsten dazu zu überreden, einen neuen Termin auszumachen an dem über die Wahl gesprochen wird. Am 2. Februar 1077 wird es ein neues Treffen geben, bei dem auch der Papst eingeladen wurde, sollte Heinrich bis dahin nicht von seinem Bann gelöst sein, werde man einen neuen König wählen. 

Heinrich musste nachgeben. Im Dezember 1076 trat er dem Papst gegenüber, wobei dieser Angst vor dem Heer Heinrichs bekam und sich auf die Burg Canossa flüchtete. Jedoch kam Heinrich allein, ohne Heer und im Büßergewand. Drei Tage lang wartete Heinrich, Barfuß, vor den Toren der Burg Canossa. Als der Papst ihn schließlich am 28. Januar 1077 vom Bann löste, erhielt Heinrich einen Großteil seiner Handlungsfreiheit zurück und hatte somit sein Ziel erreicht. Heinrich musste einen Eid schwören, bei dem er sich unter dem Schiedsgericht und Urteil des Papstes stellen würde.

Eduard Schwoiser (1826 — 1902), Schwoiser Heinrich vor Canossa, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Kampf um die Macht 

Das Heinrich IV. wieder Mitglied der Kirche ist, bedeutet nicht das die Reichsfürsten plötzlich auf der Seite von Heinrich IV. sind. Der Papst versuchte trotzdem sich mit den Reichsfürsten zu treffen. Heinrich IV. konnte die Treffen einige male verhindern, doch am 15. März 1077 kam es trotzdem zum Treffen, bei dem Heinrichs Schwager Rudolf von Rheinfelden als Gegenkönig gewählt wurde. 

Es kam zu Doppelbesetzungen von Fürstentümern und Bischöfen. Es gab deswegen viele kämpferische Auseinandersetzungen. Papst Gregor VII. rufte ein Investiturverbot aus, dass Heinrich IV. ignorierte. Deswegen wurde Heinrich am 7. März 1080 erneut von der Kirche verbannt. Am 15. Oktober 1080 kam es zur Schlacht an der Weißen Elster, die Heinrich IV. verlor. Jedoch, so heißt es, verlor Rudolf von Rheinfelden bei der Schlacht seine Rechte Hand und starb an dessen Verletzungen. Wodurch die Fürstenopposition gestoppt wurde.

Die Zweite Bannung führte zu einer Stärkung des Königs. Heinrich IV. fand viele Unterstützer. Auf einer Synode in Brixen, wählten die Anwesenden Bischöfe Wibert von Ravenna zum Gegenpapst; welcher nun Clemens III. hieß. Heinrich IV. wollte sich von Clemens III. zum Kaiser krönen lassen. Gesagt getan, Heinrich IV. marschierte nach Rom. Papst Gregor VII. flüchtete auf die Engelsburg. An Ostern 1084 wurde Heinrich IV. zum Kaiser der Heiligen Römischen Reiches von Gegenpapst Clemens III. gekrönt. 

Unbekannter Künstler, Papst Paschalis II., als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Papst Gregor VII. erhielt Hilfe von den in Süditalien herrschenden Normannen. Doch als diese Rom plünderten und verwüsteten, richtete sich der Hass gegen Gregor. Dieser flüchtete ins Exil und starb am 25. Mai 1085 in Salerno. Sein Nachfolger Papst Viktor III. starb im September 1087 und dessen Nachfolger Papst Urban II., der auch als Reformpapst galt, stärkte die Macht des Papsttums. Papst Urban II. rufte 1095 den ersten Kreuzzug aus. Papst Urban II. starb am 29. Juli 1099. Bis dahin ruhte der Investiturstreit. Doch der neue Papst, Papst Paschalis II., der sich als Nachfolger Gregor VII. sah folgte seiner Politik und exkommunizierte Heinrich IV. zum dritten Male. 

Dieser sollte durch eine Wallfahrt nach Jerusalem seinen Bann lösen, doch nahm sein zweiter Sohn Heinrich V. im Jahre 1105 gefangen. Papst Paschalis II. unterstützte Heinrich V.

Unbekannter Künstler, Heinrich V. Evangeliar aus St. Emmeram, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Doch Heinrich IV. konnte aus der Gefangenschaft fliehen und starb am 7. August 1106 plötzlich. 

Heinrich V. wurde neuer römisch-deutscher König und zwang den Papst, indem er ihn 1111 gefangen nahm, ihn zum Kaiser zu krönen und ihm die Investiturrechte zu übertragen. Am 13. April wurde Heinrich V. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt. Am 21. Januar 1118 starb Papst Paschalis II.

Auf der Synode von Fritzlar im Jahr 1118, wurde die Exkommunikation von Heinrich V. die von Paschalis II. ausgerufen wurde, durch den neuen Papst Gelasius II. bestätigt. 

Wormser Konkordat

Papst Gelasius II. starb am 29. Januar 1119, sein Nachfolger wurde Calixt II.
1119 trafen sich Papst Calixt II. und Heinrich V. um eine Lösung im Investiturstreit zu finden. Dies wurde schließlich im Jahr 1122 im Wormser Konkordat erzielt. Es handelt sich hierbei um einen Kompromiss. Heinrich V. akzeptierte den Anspruch der Kirche, auf das Recht der Investitur mit Ring und Stab. Calixt II. akzeptierte das die Investitur von deutschen Bischöfen in Gegenwart von kaiserlichen Abgeordneten verhandelt wird und das der Kaiser die Bischöfe mit dem Zepter belehnt. 

Das bedeutet das ein Bischof seine geistliche Macht vom Papst erhält und seine Weltliche Macht vom Kaiser.

Mit dem Wormser Konkordat wurde der 52 Jahre lange Konflikt beendet. 

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